Sony STF

Minolta Dynax 7

Dieses STF-Ding hat mich seit Jahrzehnten interessiert. Schon die alte Minolta Dynax 7 aus dem 90ern hatte im Handbuch eine Funktion beschrieben, die die Bildwirkung des Minolta STF-Objektives simuliert. Nur stand im Handbuch leider nicht drin, was denn da genau passiert.

Bildschirmfoto 2024-11-28 um 19.30.41.

Erklärung aus dem Handbuch:

Der „STF-Modus“ verändert die Blende während der Belichtung. Das führt dazu, dass die Unschärfekreise zu den Rändern hin „verblassen“, da das Zentrum bei allen Blendenöffnungen Licht empfängt, die Ränder jedoch nur bei großen Blendenöffnungen (da die Kreise bei abgeblendeter Blende kleiner werden).

Ich habe damals etwas damit gespielt, habe aber nie einen wirklichen Unterschied damit sehen können.

Aber Sony bietet heute den x-ten Nachfolger dieses alten Minolta Objektives an. Vermutlich ist das Original ja besser als eine Emulation. Und heute findet man im Internet einige Beispielbilder mit diesem Objektiv.

Bei Ebay wurde im Sommer eines als Vorführware von einem Händler angeboten. Bei dem Preis musste ich zuschlagen. Diese STF-Objektive sind leider recht selten gebraucht zu bekommen, vermutlich verkaufen die sich nur in sehr kleinen Stückzahlen und daher ist der Gebrauchtmarkt entsprechend klein.

Ausstattung

Das Objektiv ist hervorragend verarbeitet, hat einen Image Stabilisier, einen Blendenring, einen Makro-Ring, einen Wetterschutz und all das übliche GM-Zeugs. Der Autofokus ist schnell und leise. Die Sonnenblende hat vorne einen Gummiring und ist innen beflockt. Die Sonnenblende muss auch wirklich drauf, das Objektiv hat einen leichten Hand zum Flaring.

Insgesamt hat Sony hier alles ausgepackt, was sie einem Objektiv angedeihen lassen können. Außer Gewicht sparen, das passte nicht mehr rein.

Das Objektive ist innen-fokussiert und fühlt sich verblüffend schwer an wenn man es das erste Mal in der Hand hat. Mein Zeiss Basis 135 hat ungefähr die gleiche Größe und wiegt gefühlt die Hälfte.

Bildqualität

Die Bildqualität ist über allem erhaben. Keine unscharfen oder dunklen Ecken, keine CAs, … und das bisschen was man beim Pixel-Peepen finden kann wenn man sucht, korrigiert Capture One alles weg.

Brennweite

Es handelt sich hier um eine Festbrennweite, die mit 100 mm etwa unüblich ist. Meistens findet man 85mm oder 135mm Festbrennweiten. Die 100 mm liegen genau dazwischen und eigenen sicher daher primär für Portraits; aber mit 100 mm kann man auch viele andere Dinge machen.

Für drinnen sind die 100 mm manchmal schon etwas viel, da braucht man deutlich mehr Platz als mit den typischen 85 mm.

Maximale Blendenöffnung

Das f/2,8 im Namen gibt die größte Blendenöffnung dieses Objektivs an. Das ist missverständlich, das Objektiv hat zwar eine 2.8er Blendenöffnung, lässt aber deutlich weniger Licht durch. Daher der T-Stop von f5,6, der auch in den Exif-Daten drin steht. Jetzt ist 5,6 schon deutlich dunkler als 2,8 aber auch nicht viel dunkler als viele Kit-Objektive, Super-Zooms, … und bei den heutigen Kameras mit ihrem niedrigen ISO-Rauschen habe ich da kein Problem mit.

Der Unterschied zwischen F-Stop und T-Stop ist einfach zu erklären mit einem Graufilter. Wenn ich einen Graufilter vor ein f2,8 Objektiv schraube, ist es immer noch ein 2,8er Objektiv. Aber es kommt halt nur noch  wenig Licht wie bei einem f5,6 Objektiv durch. Und schlussendlich ist in dieses Objektiv ein radialer Verlaufsfilter in den Strahlengang eingebaut.

Bilder

Beispiel-Bilder gibt es heute nicht, da sind nämlich überall Menschen drauf.

Aber es gibt genügend davon:

Fazit

Ich frage mich, ob das Sony 100mm f/2.8 STF nicht zu sehr ein One-Trick-Pony ist? Das Sigma 85 mm f 1,4 kostet weniger, ist deutlich leichter und massiv lichtstärker. Ähnliches gilt für das Zeiss Basis 135 mit f2,8. Und vermutlich gilt das auch für Sony 135 mm, welches ich aber noch nie in der Hand hatte.

Das Sony 90mm f/2,8 Makro bringt locker die gleiche Schärfe, bessere Low-Light-Tauglichkeit und eine echte 1:1-Makrofunktion. Ist aber auch nicht billig.

Aber das STF hat einfach die besten Hintergrundunschärfe und die Schärfentiefe ist deutlich besser als bei f1,4. Bei 1,4 passiert es mir immer wieder mal, daß die Augen scharf sind, und die Ohren schon nicht mehr. Die Schärfentiefe beim STF-Objektiv sieht eher wie bei einem f4,0 aus, die ist schon deutlich größer. Da bekommt man auch mal einen ganzen Pferdekopf scharf auf das Bild.

Management-Summary

Das Objektiv hat eine physikalische Blende von f/2,8, belichtet wie f/5,6, hat die Tiefenschärfe eines f4,0 und erzeugt dabei das beste Bokeh der Welt.